30 Jahre Städtepartnerschaft

In der Stadt – Gemeinsame Fotoausstellung der Fotoklubs Halberstadt und Wolfsburg im Rahmen des Jubiläums

Wie kam es dazu, dass vor 30 Jahren ein Vertrag über eine Partnerschaft zwischen zwei Städten in eigentlich politisch „verfeindeten“ Ländern – Zwischen Wolfsburg in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Halberstadt in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) – unterzeichnet wurde?

Das und die bis heute andauernde freundschaftliche Verbindung der Menschen in beiden Kommunen selbst soll in dieser Ausstellung und den Begleitveranstaltungen thematisiert werden.

Schon im Jahr 1988 nahm die Stadt Wolfsburg unter Oberbürgermeister Werner Schlimme Kontakt zur ständigen Vertretung der DDR in Bonn und zur DDR-Regierung mit dem Anliegen auf, zu einem Ort in der DDR städtepartnerschaftliche Bande knüpfen zu dürfen. Unter anderem hieß es in einem der vielen folgenden offiziellen Schreiben der Wolfsburger, dass sie den Wunsch einer Partnerschaft besonders mit Halberstadt hätten, „da der Wolfsburger Raum gerade mit Halberstadt seit Jahrhunderten geschichtlich verbunden ist.“

Nachdem die Genehmigung durch die DDR-Behörden erteilt war, folgte eine komplexe und langwierige Abfolge diplomatischer Schreiben und Zuständigkeiten, die eine Kontaktaufnahme mit einer „nichtsozialistischen“ Stadt mit sich brachte. Alle offiziellen Schriftstücke aus Halberstadt gingen über die Bezirksbehörden in Magdeburg, dann an das Amt für auswärtige Angelegenheiten der DDR in Berlin sowie danach an die ständige Vertretung der DDR in Bonn, von dort an das Auswärtige Amt der BRD und endlich – mitunter nach über zwei Monaten – kamen Schreiben aus Halberstadt nach Wolfsburg. Erstaunlicherweise kam es schon im Mai 1989 zu ersten persönlichen Gesprächen über die geplante Partnerschaft während des Besuchs einer Delegation der Halberstädter Stadtverordnetenversammlung in Wolfsburg. Der Gegenbesuch der Wolfsburger in Halberstadt erfolgte im Juli 1989.

Noch vor dem Fall der Mauer konnte dann am 24. Oktober 1989 der Städtepartnerschaftsvertrag in Halberstadt unterzeichnet werden. Darin wurde u.a. der Grundgedanke dieser Partnerschaft formuliert, die getragen werden sollte „von dem Wunsch der Bürger beider Städte, einen aktiven Beitrag zur Friedenssicherung und zur Gestaltung normaler gutnachbarlicher Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik zu leisten.“

Bis heute erinnern sich die Halberstädter dankbar an die von Wolfsburger Seite unbürokratisch geleistete Unterstützung in der schwierigen Übergangssituation der Nachwendezeit, bspw. zur Rettung der bröselnden Fachwerksubstanz der Halberstädter Altstadt durch Fürsprache zur Aufnahme der Stadt als eine von nur fünf Modellstädten, in die enorme Gelder für Sanierung und Rekonstruktion geflossen sind.

Nicht nur bei offiziellen Treffen zwischen Kommunalpolitikern, sondern ebenso von Sportlern, Kulturgruppen, den kommunalen Feuerwehren und zahlreichen Vereinen wird bis heute die Städtepartnerschaft aktiv gestaltet. Über das Vereinsleben hinaus wirksam geworden sind dabei die Gründung des Halberstädter Rotary-Clubs 1990/91, ausgehend von Wolfsburgern zur Belebung des bürgerschaftlichen Engagements, sowie die Verbindung zwischen dem fotoclub wolfsburg e.V. und dem Halberstädter FotoKlub e.V., die bereits im Herbst 1989 begann. Dabei entstanden persönliche Beziehungen, die zu gegenseitigem Verständnis, Vertrauen und bis heute anhaltenden Freundschaften führten.

Wohl am anschaulichsten leben die Mitglieder der beiden Fotovereine diese Städtepartnerschaft, weshalb diese mit der gemeinsamen Ausstellung „In der Stadt“ den künstlerischen Rahmen für das diesjährige Jubiläum bilden. Diese Sonderausstellung wurde am 3. Oktober 2019, zum Tag der Deutschen Einheit, in der Bürgerhalle Wolfsburg eröffnet und ist vom 9. November 2019 bis 19. Januar 2020, dem Tag der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze, im Städtischen Museum Halberstadt zu sehen.

Veranstaltungen

9. November 2019, 19 Uhr
Schatzgeschichten bei Wein: Funkverkehr Ost-West. Kommunikation ohne Grenzen. Funkamateure in Halberstadt und Wolfsburg überwinden Grenzen
16. November 2019, 11 Uhr
Öffentliche Mitmachaktion für Kinder: Fotomagie
17. November 2019, 14 Uhr
Ausstellungsrundgang mit den Fotografen
8. Dezember 2019, 14 Uhr
Ausstellungsrundgang mit den Fotografen
13. Dezember 2019, 19 Uhr
Schatzgeschichten bei Wein: Gelebte Partnerschaft. Halberstädter und Wolfsburger Fotofreunde bis heute verbunden. Geschichten und Anekdoten der letzten 30 Jahre
14. Dezember 2019, 11 Uhr
Öffentliche Mitmachaktion für Kinder: Fotomagie
16. bis 20. Dezember 2019
Kindermitmachaktion: Fotomagie Speziell für Kindergarten und Schulklassen nach Terminvereinbarung
10. Januar 2020, 19 Uhr
Schatzgeschichten bei Wein: Die Gründung des Halberstädter Rotary- Clubs mit “Geburtshilfe” aus Wolfsburg
12. Januar 2020, 14 Uhr
Öffentliche Mitmachaktion für Kinder: Fotomagie
12. Januar 2020, 14 Uhr
Ausstellungsrundgang mit den Fotografen
19. Januar 2020, 15 Uhr, Finissage
Schatzgeschichten bei Wein: Wie alles begann. 30 Jahre gelebte Partnerschaft

Anmeldungen für alle Veranstaltungen unter: Tel. 03941/551474 oder staedtischesmuseum@halberstadt.de

FLYER zum DOWNLOAD

Foto 001
Vertragsunterzeichnung Städtepartnerschaft Wolfsburg und Halberstadt in der Dompropstei 24. Oktober 1989 Foto: Jörg Endris

Foto 002
Gewerbeausstellung auf Holz- und Fischmarkt, Präsentation der Partnerstadt Wolfsburg20. April 1990 Foto: Wennig, Jochen

Foto 003
Erstes gemeinsames Treffen der Fotoklubs 1989 in Wolfsburg Foto: Peter Riewald

Foto 004/005
Grenzübergang Hötensleben von der Westseite Foto: Peter Riewald, Grenzübergang Hötensleben von der Ostseite Foto Burkhard Schaller aufgenommen unabhängig voneinander am gleichen Tage

Foto 006
Fotoabend im Fotostudio von Ulrich Schrader, 1998 Foto: Fotoklub Halberstadt.

Foto 007
Fotosession in der Krellschen Schmiede Wernigerode, 2013 Foto: Fotoklub Halberstadt.

Foto 008
Fotoexkursion des Halberstädter Fotoklubs nach Zingst, 2018 Foto: Fotoklub Halberstadt.

Foto 009
Modellfotografie im Studio von Heinrich Heidersberger, 1982 Foto: fotoclub wolfsburg e.V.

Foto 010
Einweihung des eingerichteten Fotoclubs mit Fotolabor in der Wohltbergschule in Wolfsburg, 1984 Foto: fotoclub wolfsburg e.V.

Foto 011
Sonderausstellung des Fotoclubs Wolfsburg im Stadtmuseum, 2009 Foto: fotoclub wolfsburg e.V.

Geschichte der Fotoklubs

In Halberstadt fanden sich 1949 engagierte Fotofreunde um den Fotografenmeister Walter Mahlke zusammen und gründeten einen Fotoklub, um Wissen, Technik und Material im Bereich Fotografie auszutauschen. Die folgenden Jahrzehnte leitetet der Pädagoge Jochen Wennig unter dem Dach des Kulturbundes diese Gruppe.

Die „Halberstädter Fototage“ waren jährliche Höhepunkte im Kulturleben der Stadt und hatten weit über die Kreis- und Bezirksgrenzen hinaus einen so guten Ruf, dass namhafte Fotografen sowie Ingenieure der Film-fabrik ORWO Wolfen diese Werkstatttage mit ihren Beiträgen bereicherten. Zudem nutzten die Halberstädter Fotofreunde die Möglichkeit, sich an der Volkskunstakademie Magdeburg zu qualifizieren. Immer wieder erhielten Mitglieder des Halberstädter Fotoklubs aufgrund ihres hohen Niveaus Auszeichnungen, wie die Ehrennadel für Fotografie, und beteiligten sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland.

Trotz der rasanten technischen Entwicklung von analoger zu digitaler Fotografie blieben die Mitglieder dem Handwerk treu. „Sicherlich kann man mit guter Technik einiges machen, aber die Grundbegriffe muss man trotzdem beherrschen. Wir stellen immer noch die Blende und die Belichtungszeit und nicht das Blumenprogramm ein", scherzte Burkhard Schaller, der ab 1988 die Fotografengruppe leitete, in einem Interview in den 1990er Jahren.

Gemeinsame Fotoexkursionen förderten den Gedankenaustausch, der seit 1989 auch mit dem befreundeten fotoclub wolfsburg e.V. stattfindet.

Seit 2018 leitet Ulrich Schrader, professioneller Fotograf, die Geschicke des Vereins. Mittlerweile hat hier längst die digitale Fotografie und neueste Technik Einzug gehalten, lediglich ein Fotoklub-Mitglied fotografiert noch analog. Dennoch: Fotografie ist mehr als nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft, eine Passion und vor allem auch Kunst. Es bleibt ein Handwerk, es bedarf eines geschulten Auges und einiger Lehrjahre. Wie Professionalität und Kunst in einem Bild zu vereinen sind, zeigen die Halber-städter Fotofreunde bis heute, sie beherrschen ihr Genre. Das ist es und wird es bleiben, was sie von den „Alltagsknipsern“ unterscheidet.

Im Winter 1982 trafen sich acht begeisterte Amateurfotografen in der Wolfsburger Gaststätte „Schwanensee“, um einen Fotoclub zu gründen, ihrem gemeinsamen Hobby eine Basis für Ideenaustausch, gemeinsame Unternehmungen und Präsentation in der Öffentlichkeit zu geben. Die offizielle Gründungsversammlung fand am 24. April 1983 mit neun Mitgliedern statt. Kurz darauf verdoppelte sich die Zahl der Mitglieder – der fotoclub wolfsburg e.V. traf den Nerv der Zeit.

So lautete auch das Motto der ersten öffentlichen Ausstellung des Fotoclubs unter seinem Vorsitzenden Paul Mohr im Schloss Wolfsburg 1983: „Die Zeit war reif für einen neuen Fotoclub in Wolfsburg. Engagierte Fotoamateure brauchen ihr Publikum, die Möglichkeiten ihre Bilder auszustellen und damit den Ansporn für gute Bilder.“

Die Wolfsburger Fotofreunde treffen sich heute noch regelmäßig zum Erfahrungsaustausch und zur Diskussion. Bei den Zusammenkünften steht die Besprechung von Aufnahmen der Mitglieder an zentraler Stelle, wobei Fragen der Bildgestaltung, wie Perspektive und Ausschnitt, ebenso wie die der technischen Ausführung, wie Beleuchtung, Filter usw., besprochen werden.

Fotoexkursionen, interne Wettbewerbe, praktische Übungen und Vorführungen sowie Bildervorträge runden das Vereinsprogramm ab.

In bisher über 25 Ausstellungen konnte auch die Öffentlichkeit am hohen Niveau der Fotografien des Wolfsburger Fotoclubs genussvoll Anteil haben. Zusätzlich kann auf der Internetseite des Clubs, unter www.fotoclub-wolfsburg.de, das aktuelle Repertoire der Mitglieder angesehen werden.